Hammelburg. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche“, darüber freute sich schon im Jahr 1808 Johann Wolfgang von Goethe in seinen Erinnerungen an Frankfurt am Main und dessen Umgebung. Die Fränkische Saale ist von Frankfurt ja nur einen Katzensprung entfernt.
Bei der Zeile „Im Tale grünet Hoffnungs-Glück“ meinte Deutschlands berühmtester Dichter vermutlich aber etwas anderes als der Bayerische Kanu-Verband, dessen Bezirk Unterfranken die organisierten Paddlerinnen und Paddler zur gemeinsamen Kanutour für Sonntag, den 30. März 2025 einlud. Der gefeierte Anlass dafür war die Aufhebung des Paddelverbots 2024.
Ein ganzes Jahr durfte auf der Fränkischen Saale nicht mehr gepaddelt werden, nachdem das Landratsamt Bad Kissingen festgestellt hatte, dass zahlreiche morsche Bäume die Saale-Ufer säumten und auf die Paddler stürzen könnten. Für dieses Risiko wollte bei den Behörden niemand haften!
Nach langen, zähen Verhandlungen wurde auf Grund der Klage eines Mitgliedes des Bayerischen Kanu-Verbandes mit Beschluss vom 24.07.2024 des BayVGH, das Befahrungsverbot vorübergehend außer Kraft gesetzt. Die Ausübung des Gemeingebrauchs ist daher ab 01.03.2025 wieder möglich. Eine beim Verwaltungsgericht eingereichte Klage gegen die Sperrung ist noch nicht beschieden.
Die Fränkische Saale ist also nicht nur vom Eise befreit, sondern auch vom Befahrungsverbot! Das Wasserwirtschaftsamt kam seinen Pflichten nach und hat die meisten der gefährdeten Bäume beseitigt. Sicherheitshalber sind an den Einstiegsstellen aber noch Schilder geplant, die auf evtl. herabfallende Äste aufmerksam machen.
Doch jetzt darf wieder gepaddelt werden! Die normalerweise vorgeschriebene Gruppengröße von 12 Booten musste aufgrund einer Ausnahmegenehmigung nicht zwangsweise eingehalten werden. Allerdings lagen nur beim Start viele Boote beisammen, ansonsten bildeten sich von ganz alleine kleine Gruppen, und auch sonst wurden selbstverständlich alle Befahrungsregelungen eingehalten, wie z. B. dass bestimmte Wehre umtragen werden müssen.
Schon beim An- und Abtransport mit Pkws wurde auf ein ökonomisches Verhalten, mit dem Einsatz der Bahn geachtet. Erst recht unterwegs auf dem Wasser mit Abstand zum Ufer (Laich- und Brutplätze) und Anglern. Der MUSS-Beutel – Müll- und Unrat-Sammel-Sack des Deutschen Kanu-Verbandes kam fleißig zum Einsatz und in all dem Müll fand sich auch eine Flaschenpost von einigen Kindern. Bei der Pause in Morlesau freute sich die Stellvertretende Bezirksvorsitzende Isa Winter-Brand über die wiedererworbene Paddel-Freiheit, die den Vereinen auch erlaubt, ihre Jugend an einen naturbewussten Kanusport heranzuführen. Sie betonte auch die Forderung des Kanuverbandes auf die Mitsprache bei Problemlösungen, denn wie jeder weiß müssen Kinder und Jugendliche die Natur hautnah erleben, um Verständnis für die Natur zu erlangen.
Begleitet von einigen Medien, wie Bayerischer Rundfunk und Radio Primaton, ging die Kanutour von Hammelburg bis Roßmühle. 20 Paddlerinnen und Paddler hatten sich in 15 Wanderbooten dafür angemeldet, um den neuen Paddelspaß auf der Fränkischen Saale gebührend zu genießen – und zu feiern!
So, wie von Goethe beschrieben: „Wie der Fluss, in Breit‘ und Länge, so manchen lustigen Nachen bewegt …“, der den Kanusportlern aus der Seele sprach: „Hier ist des Volkes wahrer Himmel, zufrieden jauchzet Groß und Klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“
Uschi Zimmermann
Foto 1 – ©Alexander Rexroth – Impression Kanutour
Foto 2 -©Christine Wolf – Einstieg
Foto 3 – ©Christine Wolf – Flaschenpost
Die gültigen Befahrungsregelungen der Fränkischen Saale sind zu finden unter https://www.kanu-bayern.de/Umwelt/Gewaesser-Info/Befahrungsregeln/